Sein eigener Chef zu sein – davon träumen sehr viele Leute. Mit der Ich-AG versuchte die Rot-Grüne Regierung, genau diesen Gedanken fortzuführen und den Menschen zur Selbständigkeit zu bewegen. Doch zur Existenzgründung ist nicht nur Startkapital nötig. Denn wer Selbständig ist, hat zwar alle Freiheiten, die ein Selbständiger so genießt, aber eben auch alle Pflichten. Bevor überhaupt die Rede von so etwas wie Startkapital sein kann, muss eine Geschäftsidee bestehen – und zwar am besten jenseits des Ebay-Powerseller-Daseins, denn davon gibt es mittlerweile tatsächlich schon genug. Ausnahme wäre, wenn ein absolut neues Produkt vom künftig Selbständigen entwickelt und produziert worden wäre, das auch auf dem riesigen Ebaymarkt noch Beachtung fände.
Die Geschäftsidee muss tragend und gewinnversprechend sein. Danach kann ein Businessplan und ein Finanzierungskonzept erstellt werden, aus dem hervorgeht, welche Investitionen nötig sind, wie viel Eigenkapital vorhanden und wie viel Umsatz in der ersten Zeit zu erwarten ist. Erst dann kann man sich Gedanken machen, wo das Startkapital herkommen soll – und mit dem ausgearbeiteten Konzept zu einem Berater oder zum Beispiel zu einer Bank gehen, bzw. eine Förderung beantragen. Da das Modell Ich-AG höchst wahrscheinlich nicht mehr lange Bestand haben wird, ist jedoch mit wenig Unterstützung seitens der Bundesagentur für Arbeit zu rechnen. Doch auch wenn die Selbständigkeit angelaufen ist, nehmen die Pflichten kein Ende: nach der Anmeldung beim Finanzamt so wie nötigenfalls beim Gewerbeamt muss laufend die Buchführung gemacht werden, in der natürlich alle Einkünfte und Rechnungen enthalten sein müssen. Dies erfordert, ganz zu schweigen von der täglich an den Tag zu legenden Arbeitsmoral, Disziplin und Motivation – denn Buchführung macht kaum jemandem Spaß. (bo)